Altenstadt



Altenstadt 1917


Einwohnerentwicklung in Altenstadt

Altenstadt hatte 1.318 Einwohner im Jahre 1925, 1.356 Einwohner 1933 und 1.349 Einwohner 1939.


Die Vordergasse (heute Vogelsbergstraße) in Altenstadt im Jahre 1937. 



Reichstagswahl 05.03.1933 im Landkreis Büdingen

Parteien Stimmen
 NSDAP 19341
 SPD 4440
 KPD 1703
 Zentrum 310
 Kampffront Schwarz weiß rot 717
 DVP 484
 sonst. 237

Für Altenstadt liegt uns keine gesonderte Statistik vor. Insofern ist die Statistik nur bedingt repräsentativ für Altenstadt.



Der Einsatzhafen I. Ordnung Altenstadt

Der Flugplatz Altenstadt wurde ab Ende 1935 erbaut. Die Bäume, die für den Bau des Flugplatzes gefällt werden mussten, wurden durch zwei schwere Traktoren (Lanz Bulldog) umgelegt. Dabei wurden meist 5 bis 6 Bäume mit einem Drahtseil zusammengebunden und dann mit dem Traktor gezogen. Selbst die örtlichen Bauern mussten für den Abtransport der Baumstämme ihre Pferdefuhrwerke zur Verfügung stellen.

Im Erbhof befanden sich die Bauleitung, die Wachmannschaften und der Platzwirt mit seinen Gerätschaften und Tieren. Die Kommandantur stand in der heutigen Waldstraße 20. Weiterhin fanden sich auf dem Platz Versorgungsbaracken und mehrere Betonbunker mit Bordwaffenmunition. Flak befand sich auf Äckern in Oberau Süd, am Oberauer Wäldchen und auf den Oberauern Äckern westlich des Flugplatzes. In Oberau stand die Funkleitstelle des Flugplatzes. Der Geyerhof im Norden stand schon vor dem Flugplatz dort und hatte mit diesem nichts zu tun. Die Wasserversorgung bestand aus einem Brunnen in Rommelhausen.

Am 26.8.1939 wurde die Fliegerhorst-Kommandantur E Altenstadt gegründet. Im März 1940 wurde sie umbenannt in Fliegerhost-Kommandantur E 16/XII und im Oktober 1942 erneut umbenannt in Fliegerhorst-Kommandantur A 202/XII.

Die Kommandantur war unter wechselndem Namen von 26.08.1939 bis zum 05.06.1940 in Altenstadt, vom 06.06.1940 bis zum 07.06.1940 in Laon / Frankreich (nordwestlich von Reims), vom 08.06.1940 bis zum Juli 1940 in Gercy / Frankreich (südlich von Brüssel, nördlich von Reims, zwischen beiden Städten), von Juli 1940 bis Oktober 1942 in Paris / Le Bourget stationiert.

Entgegen anderslautenden Berichten handelte es sich hierbei nicht um einen Fliegerhorst, sondern um einen Einsatzhafen I. Ordnung.


Da wir lange Zeit weder eine schematische Übersicht, noch ein Luftbild von damals besaßen, hatte ich eine ungefähre Übersichtskarte gebastelt. Das ist die aktuellste Version.


Zwei Luftaufnahmen vom 25. Februar 1944. Die Luftaufnahmen haben wir von der Luftbilddatenbank (www.luftbilddatenbank.de) erhalten. Weitere Infos dazu finden sich im Newsletter 03/09 und 04/09.

Es handelte sich hierbei um einen Flugplatz mit Bahnanschluß. Die Bahnschiene führte von Altenstadt zur heutigen Waldsiedlung (heute ein Feldweg). Sie verlief entlang der (heutigen) Eichbaumstraße und mündete in einem Bogen auf die Herrnstraße. Sie umfasste den Flugplatz von Westen und Süden.


Karte von 1949

Der Flugplatz Altenstadt verfügte über ein befestigtes Rollfeld, das aus Tarnungsgründen mit Erde bedeckt war.



Das kleine Wäldchen westlich von Waldsiedlung, an der Straße nach Höchst an der Nidder, diente als Parkpunkt für Flugzeuge. Im Süden, Westen und Osten befanden sich weitere Parkpunkte.

Von 1939 an wurde der Flugplatz Altenstadt als Ausweich- und Reparaturflugplatz genutzt.

Ab 1940 soll hier eine uns nicht namentlich bekannte Bomberstaffel stationiert gewesen sein, die an den Bombardierungen in Belgien und Frankreich teilnahm. Mehrere Zeitzeugen haben dies dementiert.

Auf dem Flugplatz war von 1943 (schon 1942?) bis Mitte 1944 eine Segelflugschule untergebracht. Ein Segelfluglehrer der Segelflug Ausbildungsstelle 12/13 wurde vom 17.12.1943 bis 15.01.1944 vom Fliegerhorst Gelnhausen / Rothenbergen hierher versetzt. 1944 wurden Segelflugzeuge hierher umstationiert. Bei der Landung kamen mindestens 2 Segelflugzeuge zu Schaden. Später musste die Segelflugschule den Jagdverbänden weichen.

Vom September bis Oktober 1944 dürfte sich die I. Gruppe des Jagdgeschaders 11 (JG 11) in Altenstadt (Hessen, nicht Bayern!) aufgehalten haben. Die I. Gruppe des JG 11 traf am 02.09.1944 in Rothenbergen (Fliegerhorst Gelnhausen / Rothenbergen) ein. Da die Waldschneisen noch nicht fertig waren und/oder die Logistik nicht stimmte blieben die ganzen Flugzeuge auf dem Rollfeld stehen und wurden später fast alle durch feindliche Jabos zerstört. Entweder wurde der Rest nach dem Angriff nach Altenstadt verlegt (bis Rothenbergen wieder einsatzbereit war) oder es wurde schon vorher bei der Ankunft der Jäger ein Teil nach Altenstadt verlegt, da bei der Landung kein Platz auf dem Rollfeld mehr war.

Das Jagdgeschwader 2 (JG 2) "Richthofen" war ab Okotber 1944 der Reichsluftverteidigung West (II. Jagdkorps) unterstellt. Der Stab und die II. Gruppe waren in Nidda, die I. Gruppe in Merzhausen und die III. Gruppe in Altenstadt stationiert. Dabei handelte es sich um Altenstadt in Hessen, nicht um Altenstadt in Bayern (südlich von München), wie es manche Webseiten falsch angeben.

Ab November 1944 bis Mitte Januar 1945 waren Teile (vermutlich nur eine Staffel = 12 Flugzeuge oder nur ein Schwarm = 4 Flugzeuge) des Jagdgeschwaders 4 (JG 4) in Altenstadt und weiteren Flugplätzen im Rhein-Main-Gebiet stationiert. Dies lag vermutlich an der Operation Bodenplatte. Das JG 4 flog zusammen mit der JG 2 dieselbe Route und hatte dasselbe Angriffsziel (Sint-Truiden / Belgien).

Von Dezember 1944 bis Januar 1945 befand sich die Staffel ZBV (zur besonderen Verwendung) unter dem Kommando von Herrn Reich in Altenstadt mit Lastenseglern des Typs DFS 230 und Do 17 Schleppflugzeugen.

Im Herbst 1944 kam eine Werftgruppe auf den Flugplatz. Ihr wurde der Schulraum des alten Rathauses in Höchst zur Verfügung gestellt.

Bodenfassung für einen Turm. Flakturm? Beobachtungsturm? Gefunden südwestlich. Weist Ähnlichkeit auf mit Artilleriebeobachtungshochstand von Gelnhausen Hailer-Meerholz. Daher vermutlich ein Beobachtungsturm.


Noch eine Bodenfassung für einen Turm. Flakturm? Beobachtungsturm? Gefunden südöstlich. Weist Ähnlichkeit auf mit Artilleriebeobachtungshochstand von Gelnhausen Hailer-Meerholz. Daher vermutlich ein Beobachtungsturm.


Eine alte Brücke.


Am Waldrand in Luftrichtung Rommelhausen sind noch die Fundamente des Hangars zu sehen.


Die Innenseite des Hangars. In den quadratischen Löchern steckten die Streben für die Halle.


Der ehem. Hangar von innen...


...und von von außen.


Die Löschwasserzisterne im Westen. Nach Zeitzeugenbefragung durch Steffen Reibert steht nun fest, dass es sich um einen Löschwasserspeicher handelt.


Eine Pionierquelle? Teil des Drainagensystems? Wasserpumpstation? Oben ist der Flusslauf zu sehen. Nahe der Löschwasserzisterne gelegen.


Eine Bodenplatte südöstlich.


Das andere Ende der Bodenplatte


Seitenansicht zur Beurteilung der Plattenstärke.


Bodenplatte.


Die kümmerlichen Reste des gesprengten Munitionsbunkers im Nordwesten. (Foto von Steffen Reibert, Danke!)


Der Kommandanturbunker (vergl. Mainhausen Zellhausen) liegt ebenfalls südlich. Hier soll zeitweise Fleisch eingelagert gewesen sein. Nach Zeitzeugenberichten soll auf den 4 Türmen eine Platte mit einer Flak darauf existiert haben.


Nahansicht des Kommandanturbunker.


Der Eingang zum Kommandanturbunker.

Im Osten, in Richtung der heutigen Autobahn, und im Süden, in Richtung Rommelhausen, befanden sich Funkmasten.


Fundamente einer Funkanlage im Süden. (Foto von Steffen Reibert, Danke!)


Fundamente einer Funkanlage im Süden. (Foto von Steffen Reibert, Danke!)


Die Fundamente in der Gesamtaufnahme. (Foto von Steffen Reibert, Danke!)

Im März 1945 zog sich das Flugplatzpersonal vor den Alliierten zurück und zerstörte viele Gebäude. Einige Leute konnten noch 1945 dort aus zurückgebliebenen Maschinen und den unterirdischen Tanks ca. 30.000 Liter Sprit Zug um Zug entnehmen. Der Munitionsbunker des Einsatzhafens wurde 1945 durch die Amerikaner gesprengt. Infolge dessen war das Gebiet im Umkreis von 500 Metern mit Munition verseucht. Die Flugzeuge wurden von der amerikanischen Besatzungsmacht geräumt und das Gelände nach dem Krieg unter den Anliegergemeinden aufgeteilt.

Nach dem Krieg mussten sich alle deutschen Soldaten, die aufgrund von Urlaub oder Verwundung zuhause waren einmal pro Woche bei den Alliierten melden. Irgendwann wurden sie alle mitgenommen und nach Bad Kreuznach gefahren.

Auf dem Einsatzhafen wurde der Altenstädter Ortsteil Waldsiedlung erbaut.

Beitrag erstellt mit Hilfe von Helmut Genge (Grundinformationen), Bernhard Weiss (Korrekturen) und Steffen Reibert (Hilfe bei Lokalisierung von Überresten, weitere Nachforschungen, Zeitzeugenbefragungen, einige Fotos und weitere Korrekturen) Danke!



Der Luftkrieg

Der Keller des alten Pfarrhauses (Kloster Engelthal) diente als Luftschutzkeller. Dort fanden sich Tische und Bänke und es bestand die Möglichkeit zu kochen oder zu backen.

Im Herbst 1944 stürzte eine Ligthning zwischen dem Kindergarten Altenstadt und dem Friedhof ab.

Der Flugplatz soll in den späten Jahren des Weltkrieges sehr oft angegriffen worden sein. Hauptsächlich handelte es sich dabei um Flugzeuge des Typs P-38, jedoch griffen auch P-51 und P-47 Flugzeuge den Platz an.



Keine Zwangsarbeit

Auf einer Karte aus dem Jahre 1949 ist nordöstlich von Altenstadt Waldsiedlung ein Gebiet als "Das Russland" ausgezeichnet. Obwohl dies den Verdacht auf ein Aussenlager des SS-Sonderlager Hinzert oder eine Aussenstelle eines Stalag nahe legt, gab es nach unserem Informationsstand dort jedoch keine Zwangsarbeiter oder Durchgangslager. Gemäß des Buches "Flurnamen in der Wetterau" bedeutet das Russland: schlechtes, unbeliebtes Gebiet für die Landwirtschafft. Dieser Flurname wurde auch schon lange vor dem 19. Jahrhunder für dieses Gebiet verwendet.



Juden

Der jüdische Friedhof in Altenstadt (etwas ausserhalb in Engelthal, Klosterstraße, westlich von Altenstadt) wurde Mitte des neunzehnten Jahrhunderts angelegt. Die letzte Beisetzung war 1936. Während der Herrschaft der NSDAP wurden viele Grabsteine umgeworfen und beschädigt. Nach dem Weltkrieg konnten die Grabsteine zwar wieder aufgestellt werden, sie stehen jedoch vielfach auf den falschen Gräbern.
Auf einem Grabstein steht die Inschrift:
 
"Im Gedenken
An den Altenstädter Ortsbürger
Hermann Stern
geb. 4.7.1914 gest. 19.2.1986
der als
Verfolgter des Nazi Regimes
im Jahre 1937 Deutschland
verlassen musste und nach
New York, U.S.A. emigrierte.
Seine Spende hilft diesen Friedhof zu pflegen."


 
News
 
Am 08.11.2014 um 19:00 Uhr im Landratsamt des Main-Kinzig-Kreises
in Gelnhausen findet die
Buchvorstellung „Himmelfahrts- kommando Bachstelze“ von Herrn
Gerhard Freund statt. Jede und jeder Interessierte ist von Herrn Freund persönlich herzlichst eingeladen!

Einladung


04.09.2014
Literatur Empfehlungen wurden ergänzt.

Die Suchfunktion von Google wurde repariert. Da hatte sich auf Seiten von Google eine Kleinigkeit verändert.



02.09.2014
Zellhausen wurde ergänzt.

Kleinere Ergänzung bei Büdingen.



20.08.2013
Tote Links wurden entfernt.

Zu meinem größten Bedauern
musste ich das Flugzeugtechnik-
museum aus meiner Liste empfehlenswerte Museen streichen. Leider ist es letztes Jahr still und leise geschlossen worden. Friedhelm
Wagner hatte hier mit viel Arbeit ein Juwel erschaffen und jahrelang unentgeltlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sein Buch ist
noch erhältlich.


13.01.2013
Empfehlenswerte Literatur wurde aktualisiert.

Gerhard Freund (Autor der sehr
guten und wieder erhältlichen
Bücher "Der Fliegerhorst Gelnhausen-Rothenbergen 1935-1945" und "Die Panzer-Abwehrabteilung 9 in Gelnhausen und ihr Schicksal 1935-1945") veröffentlicht zur Zeit jeden Dienstag im Gelnhäuser Tageblatt
eine Artikelserie unter dem
Oberbegriff „Heimat unterm Hakenkreuz“.



05.08.2012
Ergänzt wurden: Alzenau, Alzenau Kälberau, Alzenau Hörstein, Alzenau Michelbach, Hanau und WMTS

Das Forum wurde gegen Anmeldung wieder freigeschaltet (wobei der Thread "Kontakt" auf der Strecke blieb).

Ein paar Seiten wurden neu geordnet und verschoben.

404 wurde mit einem Bild versehen.

Zur Zeit bastel ich an einer neuen Startseite. Das klassische
"Willkommen" ist doch etwas arg konventionell geworden.



10.07.2012
Leider komme ich durch berufliche Belastungen nicht oder kaum zum Updaten. Bitte daher um Nachsicht.

Da sich unser Forum zu einem Linktauschplatz der unerwünschten Sorte enwickelt hat, habe ich es vorläufig raus genommen.
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von besorgten Bürgern unter 3
Metern Erde begraben werden.
 
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