Langendiebach wurde zum Standort eines Fliegerhorsts auserkoren, nachdem eine Junkers JU-52 auf Manöverflug im Sommer 1936 eine Notlandung in den Wiesen hinter dem Reusserhof durchführen musste.
Die Bauarbeiten an der Kaserne des Fliegerhorsts für die Luftwaffe begannen 1937. Der Konstruktionsplan sah eine Ausbauzeit von insgesamt 15 Jahren vor. Dies sollte in drei Bauphasen geschehen. Durch den Ausbruch des zweiten Weltkrieges konnte allerdings nur die erste Bauphase verwirklicht werden.
Der Fliegerhorst Langendiebach am 14.03.1945:
Eine genordete Aufnahme des Fliegerhorstes. (Foto von Matthias Schultz)
Ein Schrägluftbild, das den Komplex inklusive der heutigen Startbahn zeigt. (Foto von Björn Ueberschär)
Die dreieckige Bauform des Fliegerhorstes ist europaweit einzigartig. (Foto von Björn Ueberschär)
Hier sind die Hallen sehr gut erkennbar. (Foto von Björn Ueberschär)
Noch bevor der Ausbau weiter vorangetrieben werden konnte, musste der Fliegerhorst 1938 vorzeitig in Betrieb genommen werden.
Der Fliegerhorst Langendiebach verfügte über einen Eisenbahnanschluss.
Der Tankbunker liegt vor den neuen Grenzen des Fliegerhorstes (die Amis haben die Grenze etwas anders gezogen als die Luftwaffe) und ist somit frei begehbar.
In der Seitenansicht.
Von oben.
Immer noch von oben.
Und von innen.
Björn auf Tauchgang.
Der Einstieg von innen.
Brusthohes Wasser...
Die Decke
Ein Rohr am dem Eingang gegenüberliegenden Ende des Tankbunkers.
Skizze des Tankbunkers
Dank an Björn Ueberschär für die Fotos vom Innenleben des Tankbunkers! Ich wäre da ohne Anglerhose nicht rein.
Löschwasserbunker (Dank an Nils)
(Offiziersunterkunft [Süd-West]: Die spiegelnden Dächer dürften wohl früher denselben Farbton wie die Gauben gehabt haben.)
Die Bunkeranlagen (West) stammen nicht von der Luftwaffe. Sie wurden in den 80er Jahren im Zuge des Nato-Doppelbeschlusses gebaut.
Bunker aus dem zweiten Weltkrieg.
Die Zäune (hier SW des Fliegerhorstes) selbst sind von den Amerikanern - jedoch sind die Pfähle mit dem Übersteigschutz noch von der Wehrmacht bzw. Luftwaffe.
Im Westen finden sich noch die intakten Brücken aus der Zeit des zweiten Weltkrieges.
Auf einer Brücke befinden sich Panzersperren. Diese stammen aus den 80er Jahren und wurden ebenfalls für den Nato-Doppelbeschluss gebaut.
Die offizielle Eröffnung der Kaserne war am 19.03.1939 und wurde von einem großen Volksfest begleitet an dem 25.000 Zivilisten teilnahmen. Es gab eine Militärparade vom Zentrum Erlensees zum Haupttor und einer großen Flugschau.
(Ehem. Tower der Luftwaffe in Erlensee)
Zunächst war hier die erste Gruppe, 55tes Kampfgeschwarder, ausgerüstet mit HE-111 Zweipropeller Bombern, stationiert. Diese verließen Langendiebach am 31.08.1939 um an der Invasion Polens teilzunehmen. Nach einem Besuch des Generalfeldmarschalls Hermann Göring am 03.03.1940, wurde auf dem Fliegerhorst eine Segelflugschule aufgestellt.
Die Schleppflugzeuge waren der Tschechische Aviojäger, die HE 45 und die HE 46. Zur Schulung wurde das Segelflugzeug DFS 230 eingesetzt. Das Segelflugzeugtraining auf dem Fliegerhorst umfasste: Formationsflug, Präzisionannäherungen und Präzisionslandungen von Höhen von 1000 bis 2000 Metern.
Eine Gloster Gladiator Mk I (Nr. 45829 NJ+BO). Dieser englische Doppeldecker wurde im Juli 1941 im Baltikum (Flugplatz Schaulen?) von der Wehrmacht erbeutet. Unter den sowjetischen Hoheitszeichen fanden sich lettische rote Hakenkreuze. Sie wurde mit der Reichsbahn zum Fliegerhorst Langendiebach transportiert. Dort wurde sie (und 9 weitere Maschinen) instand gesetzt, entwaffnet und als Schleppflugzeug für die Lastensegler des Typs DFS 230 bei der Ergänzungsgruppe (S) 1 eingesetzt. Der Pilot dieses Flugzeuges war Heinz Wolski.
Bilder einer Horten 3 (Segelflugzeug) in Langendiebach
(Originalfoto von Friedrich Günther)
(Originalfoto von Friedrich Günther)
Lastensegler in Langendiebach
DFS 230
Lastenseglerpiloten werdem von Langendiebach mit der Bahn Richtung Osten gebracht.
(Originalfoto von Friedrich Günther)
Zusätzlich zu den Segelflugzeugen gab es verschiedene experimentelle Einheiten auf dem Fliegerhorst, so gab es Beispielsweise ein Hochflug Kampfgeschwader.
Mitte 1944, während die Amerikaner erfolgreich den Rhein überquerten, wurden zwei erfolgreiche Gruppen Junkers JU-88 Nachtjäger, die erste und die dritte im Fliegerhorst Langendiebach stationiert. Als die Amerikaner den Rhein überquert hatten, wurden diese Teile der vierten Nachtjäger Staffel in den Nordosten Deutschlands zurückgezogen.
Die drei härtesten Bombardierungen des Fliegerhorst Langendiebach ereigneten sich am 09.09.1944, 10.11.1944 und 24.12.1944. Der Bombenhagel am 10.11.1944 wurde von 229 B24 Liberators geflogen, die 431,5 Tonnen an Bomben abwarfen. Diese Bombardierung wurde vom Alliierten Geheimdienst geleitet, der aufdeckte, daß die Start- und Landebahn vor kurzem um ca. 300 Meter verlängert worden war, um drei Düsenstrahl getriebene ME-262 Kampfflugzeuge unterzubringen. Um die Alliierten Angriffe auf den Fliegerhorst umzuleiten, wurden von den deutschen die Lockvogelflugplätze in der Nähe von Mittelbuchen, von Kilianstädten und von Rossdorf, bestehend aus hölzernen Attrappen von Flugzeugen und des Flugplatz-Service, gebaut. Diese Maßnahmen waren insoweit erfolgreich als dass sie tieffliegende Aufklärer anlockten und somit etwas Zeit gewannen.
Luftangriff am 12.12.1944 auf Langendiebach
Die Gebäude und die Einrichtungen der Kaserne wurden zu 20 Prozent zerstört und die von Kratern übersähte Start- und Landebahn war unbenutzbar. Ausserdem wurde der Wald vom Bärensee bis Rückingen bombardiert, um getarnte Flugzeuge an den Parkpunkten zu beseitigen, die durch den Wald verborgen wurden.
Parkpunkte mitten im Wald:
Auch heute findet man im Wald viele Krater von den Bombardierungen. Allerdings sollte man im gesamten Wald nicht graben -> 20 % waren Blindgänger.
Experten vermuten ca. 1000 Blindgänger auf dem Gelände des Fliegerhorstes.
Diese große Pfütze ist auch ein Bombenkrater.
Die heutige B 40, die als zusätzliche Laufbahn verwendet werden konnte, wurde auch bombardiert.
Die Einrichtungen des Fliegerhorstes und das Flugfeld waren komplett unbrauchbar als die Amerikaner 1945 die Kaserne in Besitz nahmen und es als Signaldepot nutzten. Nach den notwendigen Reparaturen wurde der Fliegerhorst Langendiebach von der US-Army von 1947 bis 1952 für Kurierflüge genutzt. Ansonsten wurden die Gebäude als Lagerhalle und Verwaltungsstelle genutzt.
Zwischen Langendiebach und dem Fliegerhorst befindet sich diese ehemalige Flakstellung.
Dieses Relikt findet sich auf dem Gelände der THW (nahe Flakstellung, oben). Die abgebildeten Betonteile stammen nicht aus der Zeit des zweiten Weltkrieges. Vielmehr war das früher ein vom THW gebautes Übungsgebäude. Die "Einschusslöcher" stammen von einem Presslufthammer mit dem die Leute vom THW das ganze abreißen wollten. Erbaut wurde das Gebäude in den Achtzigern.
Manchmal haben die großen Rätsel ganz banale Erklärungen...
SS-Sonderlager Hinzert - Aussenlager
Obwohl Hinzert keine ausdrückliche Vernichtungsaufgabe hatte und nicht über Tötungsanlagen wie z.B. Gaskammern verfügte, kam es neben den alltäglichen sadistischen Morden durch das Lagerpersonal (insbesondere durch Ertränken) zu angeordneten Massentötungen u. a. von sowjetischen Kriegsgefangenen. Die Massenmorde geschahen entweder durch Erschießen oder durch Giftspritzen.
Das Außenlager in Langendiebach war im Bereich des Fliegerhorstes der Luftwaffe "Briefwaage" (Luftgau XII). Es diente 1944 bis 1945 zur Erweiterung und besonders zum Unterhalt des Flugfeldes. Besonders nach den schweren Luftangriffen auf die Landebahn war dies unabdingbar. Die Häftlinge planierten Bombentrichter und beseitigten Blindgänger.
Die Geschichte des Außenlagers Langendiebach umfasst zwei Phasen. In der Zeit vom 13. Juni 1944 bis zum 18. August 1944 existierte es das erste mal. Als Lagerführer war bis Juli 1944 SS-Oberscharführer Nikolaus Spurk eingesetzt. In der zweiten Phase, vom September 1944 bis zum 25. März 1945, war Lagerführers SS-Scharführer Max Zimmermann, der von SS-Unterscharführer Martin abgelöst wurde.
Dass in Langendiebach zweimal ein Lager betrieben wurde, lag am alliierten Vormarsch an der Westfront, der Stärke der Luftangriffe und dem Verlust von Luftwaffenbasen links des Rheins. Die in Langendiebach getarnt untergestellten Abfang- und Nachtjäger stiegen jedoch immer seltener auf. Entweder waren sie wegen Treibstoff- und Ersatzteilemangels oder als Folge schwerer Schäden am Fluggerät durch die fast täglichen Luftangriffe der US Air Force unbrauchbar.
Alle Bilder von den Horten 3 Segelfliegern des Fliegerhorsts Langendiebach und vom Abtransport der Piloten mit der Bahn wurden uns freundlicherweise von
Friedrich Günther überlassen.
Danke!
Viele Bilder stammen von