Einwohnerentwicklung
1933 zählte Groß-Karben 1.662 Einwohner, 1939 waren es 1.648.
Nationalsozialisten in Karben
1932 wurden eine Ortsgruppe der NSDAP und ein SA-Sturm gegründet.
Juden
Seit Gründung des SA-Sturmes wurden Juden auf offener Strasse als „Juddesau“ beschimpft und vor ihren Häusern das Sturmsoldatenlied gesungen („Wenn das Judenblut vom Messer spritzt, ei, da geht`s uns noch mal so gut!“)
Bei Isor Kulb wurde eine Sprengladung in die Dachkendel gelegt und gezündet, so dass diese auseinander flogen. Die Täter wurden nie ermittelt.
Nach dem 30.01.1933 wurden Belästigungen, Misshandlungen, eingeworfene Fensterscheiben, gezielte und systematische Geschäftsschädigungen zum jüdischen Alltag. Vor jüdischen Geschäften bezogen SA-Männer Posten. Kunden wurden fotografiert, denunziert und in drohendem Tonfall angesprochen („Was, du handelst auch mit Juden?“).
Herr Seppel Junker wurde am Bahnhof Groß Karben von johlenden SA-Männern empfangen und über den Steg am Selzerbrunnen bis zu seiner Wohnung in der Heldenberger Strasse heimgeprügelt.
Eine Groß Karbener Bürgerin, die als Nichtjüdin mit einem Juden ein Verhältnis hatte, wurde ergriffen und die Haare wurden ihr abgeschnitten. Dann hängten die Nationalsozialisten ihr ein Schild um den Hals mit der Aufschrift: „Juden-Liebchen“. So wurde sie am hellichten Tag durch das ganze Dorf geführt.
Pogromnacht
Am Abend des 9. November 1938 rückte der SA-Sturm Okarben in Groß Karben ein. Die Synagoge wurde ausgeraubt und gegen 21 Uhr angesteckt. Die nebenan stehende Scheune von Seppel Junker ging mit in Flammen auf. Die Feuerwehr wurde vom damaligen NS-Bürgermeister, der zugleich Ortsgruppenleiter der NSDAP war, am löschen gehindert und musste tatenlos zusehen.
Der Tag danach
Am nächsten Tag kam der SA-Sturm Okarben abermals. Sämtliche männliche Juden wurden aus ihren Häusern geholt, in das Spritzenhaus der Feuerwehr gesperrt und dort mit Reitpeitschen misshandelt, so dass man sie noch 500 m weit schreien hören konnte. Dann plünderte die SA systematisch, bei Hugo Junker beginnend, alle jüdischen Häuser. Sie raubten Wertsachen und zerstörten alles was sie finden konnten. Möbel, Uhren und Nähmaschinen wurden auf die Straße geworfen, Schaufenster eingeworfen, Kristall mit den Stiefeln zertreten, die Betten aufgeschnitten und die Federn vom 1. Stock der Häuser aus auf das Pflaster geschüttelt. Die SA-Leute nannten das „Frau-Holle-spielen“.
Zwangsinternierung Buchenwald
Ab dem 12.11.1938 wurden viele "arbeitsfähige" Juden aus Groß-Karben bis zum 15.12.1938 in das KZ Buchenwald interniert.
Der jüdische Friedhof in Groß Karben.
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