Reichstagswahlen 05.03.1933 in Schlüchtern
Parteien |
Stimmen |
NSDAP |
1271 |
SPD |
448 |
Kampffront schwarz-weiss-rot |
146 |
Zentrum |
121 |
Deutsche Staatspartei |
96 |
KPD |
78 |
DVP |
69 |
Christlich-Sozialer Volksdienst |
6 |
Die Schlüchterner Seifenfabrik Meier Wolf (später umbenannt in Heinlein)
Die in jüdischem Besitz befindliche Schlüchterner Seifenfabrik Meier Wolf wird 1938 gezwungenermaßen unter Preis verkauft, weil der Terror gegen die jüdische Bevölkerung inzwischen unerträglich geworden ist. Der jüdische Friedhof in Schlüchtern wird nach dem Verkauf Bestandteil des Firmengeländes.
Ähnliches geschieht in Steinau
Luftkrieg
Die ersten Bomben fallen im März 1945 über Schlüchtern.
"Fliegendes Standgericht"
Wenige Tage vor Einmarsch der Alliierten wird von Ortsdienern noch verkündet, dass jeder, der eine weiße Fahne aus dem Hause hängen lässt, hingerichtet wird.
Auf direkten Befehl der Heeresgruppe Süd wird das Fliegende Standgericht eingesetzt, um Deserteuere zu dezimieren.
2 Soldaten, beide Träger der Nahkampfspange, einer sogar des Eisernen Kreuzes 1. Klasse, geraten am 28.03.1945 auf der Landstraße bei Schlüchtern in die Hände des Standgerichts und werden zum Tode verurteilt. Das Schlüchterner Rathaus dient als Gerichtshaus.
Das Hinrichtungskommando wurde unter Bedrohung des eigenen Lebens zur Ausführung gezwungen. Einer der Soldaten, der um Gnade flehte, wurde von einem der Richter mit der Pistole erschossen.
Zur Abschreckung wurden beide Leichen am Ortsausgang von Schlüchtern, nahe des Friedhofs, an einem Baum aufgehängt.
"Festung" Schlüchtern
Der Kampfkommandant erklärte die Stadt Schlüchtern zur "Festung", die bis zum letzten Mann verteidigt werden solle - obwohl in Schlüchtern etwa 300 Verletzte im Lazarett waren.
Am 01.04.1945 beginnen die Amerikaner mit dem Beschuss der Stadt. Viele Gebäude brennen, während der Beschuss bis zum nächsten Tag anhält. Dann setzen sich die Verteidiger mit den ranghohen NSDAP Leuten ab.
Ende des Krieges in Schlüchtern
Am 02.04.1945 ist Schlüchtern von amerikanischen Truppen besetzt.
Juden
Anfang der 30er Jahre lebten über 400 Juden in Schlüchtern. 1939 waren es nur noch 29. Ca. 50 gelang es in andere Länder auszuwandern, alle übrigen wurden in Vernichtungslager gebracht.
Am 04.06.1934 zog abends eine Gruppe von randalierenden Männern in Zivil vor die Häuser (in Schlüchtern!) der Geschäftsführer der Firma Dreiturm (welche in Steinau liegt), Bell und Hoppe, und zertrümmerte mit dicken Steinen die Fenster. Bei Bell drangen sie in die Wohnung ein und zerschlugen die Möbel. Die Polizei nahm Bell und Hoppe in Schutzhaft. Nachts um zwei Uhr begann die Polizei eine Hausdurchsuchung bei Bell.
1934 wurde der jüdische Fabrikant Leo Stern der „Rassenschande“ bezichtigt. Stern wurde daher von einer Menschenmenge, geführt von Ludwig Kohlenbusch (dem ehemaligen Ortsgruppenleiter und gelernten Malermeister). Dieser hatte große Schilder gefertigt, auf denen stand „Dieser Saujude hat in Fulda im Hessischen Hof ein christliches Mädchen geschändet.“ Leo Stern wurde so brutal mißhandelt, dass es sogar Protest gab.
Ganz vorne schritt die HJ mit Fanfaren, dann kam Kohlenbusch, im Auto stehend, und vor jedem jüdischen Haus „Halt“ rufend. Dort mußte Stern sich drehen, so daß Rücken- und Brustschild gelesen werden konnte. Die Straßen waren voll und die Menge gröhlte. Leo Stern starn durch die Mißhandlungen kurze Zeit später.
Im April 1938 gibt es in Schlüchtern keine von Juden geleiteten Betriebe mehr.
In der Nacht des 09.11.1938 wurde die Synagoge in der Grabenstraße demoliert, die Inneneinrichtung mit Äxten zertrümmert und die Bücher verbrannt. Bei dieser Gelegenheit wurden auch jüdische Häuser überfallen, Fenster zertrümmert, jüdische Geschäfte geplündert und Juden mißhandelt.
Die Häuser wurden auch gleich geplündert. Vor allem Frauen nehmen sich körbeweise alles mit, was sie brauchen können.
Die Juden wurden verpflichtet die Schäden selbst zu bezahlen. Viele Juden verliessen Schlüchtern nach dieser Nacht. |