NSDAP in Fulda
In Fulda konnte die NSDAP bei der Reichstagswahl 1933 nicht mehr als ein Viertel der Stimmen erringen, auch im Stadtrat spielte sie eine untergeordnete Rolle.
Das katholische Fulda zeigte dem Nationalsozialistischen Staat gegenüber auch nach der Machtübernahme ein starkes Selbstbewusstsein und Beharrungsvermögen. Noch gegen Ende des Jahres 1942 musste der Kreisorganisationsleiter der NSDAP bekennen: „Die politische Arbeit in unserem Kreis ist nicht leicht.“ Immer wieder kam es zu Konflikten zwischen der katholischen Kirche und den Machthabern.
Klosterschließungen sowie Inhaftierungen von katholischen Laien und Priestern waren die Folge. Einer der Verhafteten war Pfarrer Konrad Trageser. Er starb 1942, wie Pater Thaddäus (Wilhelm Brunke) vom Kloster Frauenberg, im KZ Dachau.
Progrome
Im Zuge der Gleichschaltung wurde 1933 die Fuldaer Actiendruckerei zerstört, in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 der historische Judenfriedhof und die Synagoge in der ehemaligen Judengasse. 1940 wurden die Franziskaner aus dem Kloster Frauenberg vertrieben.
Vorbereitung auf den Krieg
Ab 1939 wurde die Produktion in den Textilbetrieben Mehler und Wighardt, in den Gummi- und Emaillierwerken, dem Reichsbahnausbesserungswerk und den Wachsfabriken von Kochtöpfen, Weihnachtskerzen, Zivilkleidung und Reifen für Privatautos umgestellt auf Stahlhelme, Gasmaskenbüchsen, Bunkerlichter, Militärzelte und Reifen für Wehrmachtsfahrzeuge.
Zwangsarbeiter
Aufstellung vom 01.12.1941:
Es gab in Fulda insgesamt 18 Lager
In der Edelzeller Straße (Emaillierwerke AG)
Frankfurter Straße 62 (Filzfabrik AG)
Frankfurter Straße 8 (Wachsfabrik Gies)
Künzeller Straße 59 (Fa. Gummiwerke AG - größtes Lager in Fulda)
Frankfurter Straße 4 (Fa. Hutstoffwerke)
Edelzeller Straße 44 (Fa. Segeltuchweberei Val. Mehler)
Rhabanusstraße (Fa. Mehler)
Schildeckstraße 4 (Fa. Mehler)
Schildeckstraße/Josefsheim (Fa. Mehler)
Edelzeller Straße (Fa. Rhodius & Co.)
Königstraße 12 (Fa. Rübsam, Wachswerke),
Kronhofstraße 45 (Fa. Textilwerk und Teppichfabrik Wighardt)
Langebrückenstraße (Fa. Wighardt)
Buttlarstraße 20 (Wagner-Werke)
Hinterburg 6 (Lager der Wagnerwerke)
Hinter den Löhern (Wollgarnfabrik)
auf dem Bahngelände (Reichsbahnausbesserungswerk)
in Bachrain in der Gastwirtschaft Auth (Reichsbahnbetriebswerke Fulda).
Luftkrieg
Aufgrund des Mangels an Ressourcen hatte man alle Orte Deutschlands nach dem Grad der erwarteten Gefährdung eingeteilt. Fulda gehörte zur Gruppe der Luftschutzorte II. Ordnung.
Mittel für den Bau von Bunkern erhielten diese Gemeinden nicht. Sie waren in erster Linie auf die hauseigenen Luftschutzräume angewiesen, die im Keller angelegt wurden. Sie dienten der Bevölkerung bei einem Luftangriff als Zufluchtsort und Aufenthaltsraum. Daneben existierten noch größere öffentliche Luftschutzräume.
In Fulda befanden sich solche Luftschutzräume unter anderem in der Stadtschule (heute Museumsbau), in der Unionbrauerei, im südlichen Domturm, im Stadtschloss und in zwei Wasserdurchlässen im Bahndamm (Krätzbach, Waides), in Hünfeld im Stiftsgewölbe.
Im Zweiten Weltkrieg war Fulda 14 mal Ziel von Luftangriffen. Die schwersten Angriffe waren am 11. September 1944 (350 Tote) und 12. September 1944 und am 27. Dezember 1944 (775 Tote) mit den meisten Opfern; die Stadt wurde zu etwa einem Drittel zerstört. Insgesamt waren 1594 Tote zu beklagen, bei einer Einwohnerzahl von damals 34.000 Menschen. Verkehrswesen und Industrie waren schwer getroffen. Auch die historischen Bauten trugen Schäden davon.
Das Stadtgebiet war übersät mit Bombentrichtern. Durch den Ausfall der Müllabfuhr und die Zerstörungen fielen Asche sowie Berge von Schutt an, die am einfachsten im nächsten Trichter zu entsorgen waren. Die Reparaturen der Straßen mit ihren darunter liegenden Leitungen wurden dadurch behindert.
Viele Menschen waren ausgebombt und ohne Obdach. Sie wurden durch das Wohnungsamt (wegen der Knappheit wurden die Wohnungen verwaltet) in eine Wohnung eingewiesen.
Kinderlandverschickung
Aus den großen Städten wurden Kinder in (sichere?) ländliche Gebiete evakuiert. Die 10- bis 14-jährigen Kinder brachte man zusammen mit ihren Lehrern in Lagern unter. Ein solches Lager gab es auch in Fulda.
Primär sollte diese Maßnahme Kinder vor Bombenangriffen schützen, wirkte sich aber auch positiv auf den Einsatz von Frauen in der Rüstungsindustrie aus und ermöglichte eine "kontrolliertere" Erziehung. Der Einfluss von anders denkenden Eltern konnte so vermindert werden.
Kriegsende
Die 11. Panzerdivision und die nachrückende 26. Infanteriedivision stießen durch die Wälder des Vogelsberges Richtung Fulda vor und standen am 31. März 1945 (Ostersamstag) vor der Stadt. Die Führung der NSDAP in Fulda flüchtet. Während die 11. Panzerdivision Fulda südlich umging und nach Thüringen zog, nahm die 26. Infanteriedivision am 1. und 2. April Fulda ein.
Dem Kommandeur der deutschen Verteidigung, Generalmajor Hoffmann, standen zur Verteidigung Fuldas nur wenige und kaum kampffähige Verbände zur Verfügung, deren Ausrüstung überwiegend aus leichten Waffen bestand. Widerstand bedeutete lediglich Verluste an Soldaten und bei der Zivilbevölkerung sowie weitere Zerstörungen, ohne dass die Amerikaner damit aufgehalten werden konnten. Auf der anderen Seite hatte Generalmajor Hoffmann den Befehl zur Verteidigung Fuldas auszuführen, bei Nichtbefolgung drohte das Kriegsgericht mit der Todesstrafe.
Viele Bürger forderten die Übergabe der Stadt. Die Amerikaner stellten den Verteidigern ein Ultimatum. Am 2. April war es dann so weit. Die US-Soldaten, sie hatten sich in der Zwischenzeit über Horas und den Frauenberg weit in das Stadtzentrum vorgearbeitet, tauchten am Dom auf. Generalmajor Hoffmann kapitulierte jetzt in seinem Gefechtsstand Hauptwache.
Straßennamen:
Adolf-Hitler-Platz = heute: Unterm Heilig Kreuz
Platz der SA = heute: Universitätsplatz
Sinti und Roma
Mitarbeiter einer „Rassenhygienischen und Bevölkerungsbiologischen Forschungsstelle“ in Berlin reisten durch ganz Deutschland, um alle Sinti und Roma zu erfassen und so genannte rassenbiologische Untersuchungen durchzuführen. In Fulda fanden solche Untersuchungen in den Jahren 1941/42 statt.
Sinti wohnten in Fulda überwiegend in der Frankfurter Straße (Städtische Bleiche) und an der Haimbacher Straße (Sandhohle).
Am 23. März 1943 erfolgte die Deportation von ca. 130 Sinti nach Auschwitz vom Fuldaer Bahnhof aus. Von ihnen überlebte weniger als ein Drittel.
Juden
17.03.1939 gab es 378 Juden in Fulda.
17.03.1940 waren es 259
10.10.1941 gab es 268
1943 sind keine mehr erfasst.
Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Fulda mussten Zwangsarbeit in der Stadt sowie im Landkreis leisten. Die geringen Mengen der streng rationierten Lebensmittel durften nur in einem extra eingerichteten „Judenladen“ gekauft werden. Andauernde Belästigungen, Steinwürfe und Misshandlungen waren keine Seltenheit. Die Behörden richteten in der Mittel-, Karl-, Rhönstraße, Am Stockhaus und in der Petersberger Straße so genannte Judenhäuser ein.
Der erste Transportzug mit 134 jüdischen Bürgern aus Fulda führte am 8. Dezember 1941 nach Salaspils (bei Riga), der zweite am 31. Mai 1942 mit 36 Personen in den Raum Lublin und der dritte am 5. September 1942 mit 74 Personen nach Theresienstadt.