Durch Eingemeindung von Wieseck, Klein-Linden und Schiffenberg stieg die Einwohnerzahl 1939 auf 42.000, Gießen wurde Kreisfreie Stadt.
Kasernen in Gießen
Die Artilleriekaserne
Ehem. Originalgebäude der Artilleriekaserne
Alte Zaunpfähle der Wehrmacht in der ehemaligen Artilleriekaserne.
Die Bergkaserne
Altes Gebäude der Bergkaserne.
Verdun Kaserne
Noch heute steht der Nachrichtenbunker der Anlage "Gisela" (HSNH in der Verdun Kaserne). Der Nachrichtenbunker wurde bei Kriegsende ausgeschlachtet und war fast 40 Jahre lang geflutet.
Die vier Hansa-Bunker der Verdun Kaserne wurden als "Hauptquartier des Oberkommandos des Heeres" gebaut. Die Bunker haben eine Wandstärke von einem Meter und je zwei unterirdische Stockwerke. Nach Einzug der HSNH wurden sie als Unterkünfte, Ausbildungsräume und Werkstätten genutzt. Ab dem 01.04.1945 wurden ehemalige Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter durch die US Army in den Hansa-Bunkern untergebracht.
Der Fliegerhorst Gießen
Ab 1935 wurde der 1929 erbaute Verkehrsflugplatz (Lufthansa) in Gießen zu einem Fliegerhorst umgebaut und Ende der 30er Jahre in Dienst gestellt. Der Fliegerhorst Gießen hatte keine befestigten Start- und Landebahn. Das Rollfeld war oval angelegt und maß ca. 1.100 m x 750 m. Das Rollfeld wurde von den Amerikanern überbaut.
Ab dem 01.05.1939 wurden der Stab und die II. Gruppe des Kampfgeschwader 55 "Greif" in Gießen aufgestellt. Sie waren mit He 111 P ausgerüstet und nahmen Teil an den Kämpfen gegen Polen, Frankreich, England und Sowjetunion.
Luftkrieg
Neben vielen Bombardierungen wurden durch zwei Luftangriffe der englischen Luftwaffe am 2. und vor allem am 6. Dezember 1944 nahezu der gesamte alte Stadtkern Gießens vernichtet. Hunderte Zivilisten fanden den Tod. Die Bahnanlagen und die zahlreichen Militäreinrichtungen blieben allerdings weitgehend intakt. In den folgenden Monaten starben viele weitere durch Tieffliegerangriffe. Die Stadt wurde zu 67 % zerstört, die Innenstadt zu 90 %. Trotz dieser hohen Zerstörungsrate hatte Gießen noch Glück. Ein nicht unerheblicher Teil der Bomben des zweiten Luftangriffes wurde versehentlich über dem Bergwerkswald abgeworfen, wo die Krater noch heute deutlich zu sehen sind.
In Gießen gibt es noch 8 Winkeltürme. Vier in der Bergkaserne (Grünberger Str. / Licher Str.) und jeweils zwei in der Artillerie- (Grünberger Str. / Lincoln Str.) und der Verdunkaserne (An der Automeile / Giessener Ring).
Die Luftschutztürme waren nur für die Soldaten in den Kasernen bestimmt. In einen Winkelturm passten 420 Personen. An den Wänden waren rundum Bänke angeschraubt und die Wandstärke liegt bei einem Meter Stahlbeton. Die spitze Decke soll Bomben ableiten, die dann ringsum am Boden detonieren sollten. Die Winkeltürme sind auf einer Wanne gebaut und sollen so bei Erschütterungen elastisch mitschwanken. Ganz oben saßen zwei Personen, die mit einer Kurbel die Lüftung antrieben.
Winkelturm - Luftschutzbunker (1) in der ehemaligen Bergkaserne.
Winkelturm - Luftschutzbunker (1) in der ehemaligen Bergkaserne. Rechts der normale Eingang (ebenerdig) und links ein zweiter Eingang mit Leiter.
Winkelturm - Luftschutzbunker (1) in der ehemaligen Bergkaserne.
Winkelturm - Luftschutzbunker (2) in der ehemaligen Bergkaserne.
Winkelturm - Luftschutzbunker (3) in der ehemaligen Bergkaserne.
Nummer vier liegt ein Stückchen weiter östlich und war mir entgangen.
Winkelturm - Luftschutzbunker (1) in der ehemaligen Artilleriekaserne. Er liegt direkt neben einem Spielplatz und tarnt sich dort.
Winkelturm - Luftschutzbunker (2) in der ehemaligen Artilleriekaserne. Dieser Turm wird zum Klettern genutzt.
Winkelturm - Luftschutzbunker (2) in der ehemaligen Artilleriekaserne.
Weiterhin gibt es in Gießen einige Splittergräben und kleine Luftschutzstollen.
Kriegsende
Am 27. März 1945 beendete der Einzug der US Army den Krieg für die zerstörte Stadt.
Gießen am 28.03.1945.
Juden
Im Jahr 1933 lebten rund 1 300 Juden in Gießen. Im September 1942 wurden die letzten 150 Juden über das Sammellager in der Goetheschule in Gießen nach Darmstadt gebracht. Zwei Personen wurden einem Austausch zu gewiesen. Die Gießener wurden zwei Transporten zu gewiesen:
- am 27.9.1942 einem Transport mit Ziel Theresienstadt (54 Menschen aus Gießen - insgesamt 1.288 Personen aus dem Volksstaat Hessen). 50 Personen kamen dort zu Tode bzw. wurden von Theresienstadt aus nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Vier Personen überlebten.
- am 30. Sept. 1942 einem Transport mit Ziel "Generalgouvernement" (94 Menschen aus Gießen - insgesamt 883 Personen aus dem Volksstaat Hessen). Dies bedeutete eines der Vernichtungslager in Ostpolen (vermutlich Treblinka). Alle wurden unmittelbar nach Ankunft ermordet.
Eine größere Anzahl als die letzten 150 Juden floh nach 1933 in andere deutsche Städte, bzw. Länder, die später von Deutschladn besetzt wurden. Über 200 Personen entkamen der Deportation auch dort nicht: sie wurden zusammen mit den dortigen Juden deportiert.
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Text von Monika Graulich (Koordinierungsgruppe stolpersteine-in-Giessen) zur Verfügung gestellt.
Angaben entnommen aus:
"Denkzeichen Güterbahnhof. Die Deportationslisten. Hrsg. Initiative
"Gedenkort Güterbahnhof Darmstadt". 2004
"Die jüdische Bevölkerung Gießens 1933 - 1945. Eine Dokumentation." von Erwin Knauß. 4. erw. Aufl. 1987
Zu einzelnen Schicksalen:
Gedenkbuch des Bundesarchivs. online-version. www.bundesarchiv.de/gedenkbuch
Zusammen gestellt von: Monika Graulich
Vielen Dank an Frau Graulich und das Projekt stolpersteine-in-Giessen (www.stolpersteine-giessen.de)!