Einwohnerentwicklung in Gelnhausen
1925 hatte Gelnhausen 4750 Einwohner. 1933 waren es 4838 und 5701 im Jahre 1939.
Reichstagswahl 05.03.1933 in Gelnhausen
Parteien |
Stimmen |
NSDAP |
1889 |
SPD |
358 |
KPD |
368 |
Zentrum |
289 |
Kampffront Schwarz weiß rot |
258 |
DVP |
88 |
sonst. |
56 |
KASERNE:
Ab 1935 bis zum 06.10.1936 (Truppen ziehen in die Kaserne ein) wurde, durch das Heeresbauamt Gießen, in Gelnhausen an der Kaserne gebaut. Als Bedingung dafür musste die Stadt Gelnhausen das dafür benötigte Land der Heeresverwaltung schenken. Die Grundstückseigentümer wurden zwangsweise enteignet bzw. mit lächerlichen Summen abgespeist. Einzigartig war und ist das Design der Kasernengebäude. Große Sandsteinreliefs an den Säulen, die Kriegsszenen der verschiedenen Epochen darstellen und die von den besten Künstlern des dritten Reichs erschaffen wurden. Auch wurde bei der Planung der Kaserne auf die geographischen Gegebenheiten Rücksicht genommen, so dass sich die Kaserenen in das Tal einschmiegen. Der Eingang zur Kaserne war früher oberhalb des Herzbachwegs.
In der Kaserne war hauptsächlich die Panzerabwehrabteilung 9 (Panzerjäger) untergebracht.
Der Flugplatz befand sich in der "Zweigstelle" Gründau Rothenbergen (siehe Gründau Rothenbergen).
Heute ist die Kaserne stillgelegt.
Übersichtsplan über die original Kaserne in Gelnhausen:
Die Gebäude mit den grauen Dächern weiter nördlich wurden nachträglich von den Amerikanern gebaut.
Übersicht über die Kaserne im Mai 1950
Fotos von heute. Man beachte die Farbgebung der Kasernen.
Eine Schießscharte.
Eine alte Aufnahme des Haupttores am heutigen Herzbachweg während des zweiten Weltkriegs:
Und ein Foto vom Osttor:
Blick auf die Kasernengebäude mit dem extra angelegten Teich damals
Blick auf die Kasernengebäude mit dem extra angelegten Teich heute
Das Maingate mit Wiese im Jahre 1950
Ein Teil des Kasernengeländes
Die Garnisionskirche links
Auszug einiger Sandsteinreliefs heute
Auf diesem Relief steht: "Im Jahre der Ehre 1936"
(In diesem Gebäude ist übrigens die Polizei von Gelnhausen stationiert.)
Flugzeugabsturz in Gelnhausen
Noch vor Ausbruch des Krieges, am 07.06.1939 um 17:37 Uhr stürzte ein mit 16 Bomben beladenes Flugzeug vom Typ Heinkel 111/P, das auf dem Weg vom Flugplatz Gelnhausen in Rothenbergen (siehe Gründau Rothenbergen) zum Bombenabwurfplatz Orb (siehe Lettgenbrunn-Villbach) war wegen eines Motorenausfalls über Gelnhausen ab.
Die genaue Absturzstelle war oberhalb des Ziegelturmes "Am Platz". Infolge des Aufschlages explodierte auch noch der Benzintank, so dass ein Brand auf die Häuser übergriff. Nach und nach explodierten einzelne Bomben, während Rettungskräfte versuchten unter den Häusern verschüttete Personen zu bergen.
Bei diesem Flugzeugabsturz starben
- Flugzeugführer Oberleutnant Freund aus Berlin-Wilmersdorf (23 Jahre)
- Unteroffizier Fritz Karl Hemesath aus Dortmund (21 Jahre)
- Gefreiter Kurt Fritz Heilmann aus Ronneburg in Thüringen (24 Jahre)
- Reichsbankrat Rolf Aich (er wurde bei dem Versuch das Feuer mit einem Handfeuerlöscher zu löschen von den Flammen erfasst und starb 4 Tage später im Krankenhaus)
- Frau Editha Bredenkamp und ihr neugeborenes Kind (nach einigen Tagen infolge Schocks)
Etwa 30 Personen wurden unmittelbar schwer bis leicht verletzt. Weitere 11 Feuerwehrleute wurden leicht verletzt, 7 Soldaten mussten stationär behandelt werden und 75 Zivilisten mussten behandelt oder betreut werden.
Luftschutzstollen in Gelnhausen
Der Luftschutzstollen befand sich in der Berliner Str. / Röther Gasse (zwischen den beiden Kinos). Er wurde von marokkanischen Kriegsgefangenen angelegt. Deren Barracke lag direkt über dem Bunker. Nach dem Krieg wurde der Stollen zugemauert und soll zudem komplett zugeschüttet worden sein.
Diese Karte von unserem Zeitzeugen Herrn H.G. markiert die ungefähre Größe des Luftschutztunnels und die Lage des Luftschachtes.
Luftschutzstollen in Gelnhausen
Man sieht hier die linke Seite des Eingangs (etwas Verputz fehlt und er steht leicht vor)...
...und hier die rechte (steht etwas vor).
Ein Bild von oben. Der rechte Teil gehört zum Luftschutzstollen. Daran lässt sich in etwa die Wandstärke erahnen.
Ehrendenkmal für die toten deutschen Soldaten des zweiten Weltkrieges
Vertriebene
Vertriebenen Gedenkstein in Gelnhausen
Auf der Tafel steht geschrieben:
Trakehnen - Ostpreussen
Opfer des Krieges 1939 - 45
Der Leidensweg von Mensch und Kreatur
bleibt unvergessen
_
Anm. Webmaster: Trakehnen = Jasnaja Poljana (Gebiet Kaliningrad)
Juden:
Begonnen hatte der Terror gegen die jüdischen Geschäftsleute in Gelnhausen bereits vor der Machtübernahme der Nazis an drei verkaufsoffenen Sonntagen vor Weihnachten 1932, indem die jüdischen Geschäfte von Männern in SA-Uniformen blockiert wurden. So hatte man in Gelnhausen den »reichsweiten Boykott jüdischer Geschäfte« vom l. April 1933 vorweggenommen.
So wie der Boykott der jüdischen Geschäfte früh erfolgt war, so hatte Gelnhausen seine »Kristallnacht« bereits im Juni 1938. Am 9. November 1938 lebte bereits kein Jude mehr in Gelnhausen, den man hätte terrorisieren können. Auch war das Synagogengebäude selbst längst »arisiert« - in dem stattlichen Steinbau lagerten die Waren eines Gemüsehändlers.
In der Nacht vom 3 .auf den 4. Juni 1938 wurden die beiden Synagogentore von städtischen Bediensteten zugemauert. Ebenso wurde der Eingang zu den gemieteten Geschäftsräumen des Gemeindevorstehers Heinrich Scheuer (Schmittgasse 22) zugemauert, sowie der Zugang seines Wohnhauses (Schmittgasse 17) mit Eisen verschlossen. Der Augenzeuge Manfred Meyer berichtet von der Synagogenzumauerung: »Samstagmorgen sagte der Synagogendiener Stein meinem Vater, wir könnten nicht in die Synagoge, da beide Tore zugemauert seien. Mein Bruder holte Siegfried Weiss; sie gingen zur Synagoge, gelangten durch das Gemeindehaus vom Küchenfenster aus in den Synagogenhof, öffneten die Türe von innen und konnten die Mauern nach außen hin einreißen, da der Zement noch sehr frisch war. Kaum war die Arbeit getan, versammelten sich Hunderte von schreienden Menschen auf dem Hof und bombardierten mit Steinwürfen den Hof, zerstörten alle Fenster der Synagoge und in dem Gemeindehaus. (...) Herr Weiss und mein Bruder blieben in der Synagoge, um sich vor dem Steinhagel der Masse zu schützen.«
Im besagten Jahr fand auch die letzte Beerdigung auf dem jüdischen Friedhof statt. Der Kreisvorsteher der jüdischen Gemeinden Richard Scheuer erinnert sich: »Selbst die Toten ließ man nicht in Ruhe und störte ihren Frieden. (...) Die Stadtbehörde verbot, den Totenwagen zu benutzen. So mußte der Sarg von dem Totenhaus zum Friedhof getragen werden. Das war ein Fest für die Jugend, die die Träger und die wenigen Menschen, die dem Sarg folgten, beschimpften. Auf dem Totenhof angelangt, sprachen wir nach uraltem Brauch bestimmte Totengebete. Der damit Beauftragte und die wenigen Gemeindemitglieder wurden von allen Seiten mit Steinen beworfen.«
Bei der Machtergreifung lebten in Gelnhausen 218 Juden. Bereits im März 1935 hatte sich die Zahl halbiert; im März 1938 waren nur noch 40 Juden in der Stadt - Anfang November hatte man dann das Ziel, »judenfrei« zu sein, erreicht.
Bahnhof
Der Gelnhäuser Bahnhof war nicht nur für Gelnhäuser Juden eine Station auf ihrem Leidensweg in den Tod: Gelnhausen lag an der Hauptstrecke der Reichsbahn Richtung Osten - vorbei an der »judenfreien« Stadt rollten unzählige Züge mit deportierten Menschen in die Lager.
Der Fahrplan gehört zur Kleinbahn. Mit der Kleinbahn wurden keine Deportationen ausgeführt.
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