Luftkrieg
Saarbrücken gehörte zu den stark vom Luftkrieg gefährdeten Städten des Reiches. Bis 1944 wurden daher bestehende
Luftschutzeinrichtungen systematisch ausgebaut und neue angelegt. Am Ende hatten darin
über 100.000 Menschen Platz - in einer Stadt, die zu Kriegsbeginn knapp 120.000 Einwohner gezählt hatte. Dass in Saarbrücken trotz zahlreicher schwerer Bombenangriffe nur relativ wenige Menschen ums Leben kamen, liegt auch daran, dass so viele Menschen in den Luftschutzeinrichtungen Platz fanden.
Saarbrücken erlebt während des Zweiten Weltkrieges mehrere schwere Bombenangriffe und wurde stark zerstört.
Ende Juli 1942 wird Saarbrücken erstmals Ziel eines schweren britschen Bombenangriffs. Saarbrücken gilt für die Briten als "wichtige Industriestadt mit einem bedeutenden Verschiebebahnhof". Gegen 1.30 Uhr beginnt der Angriff der Royal Air Force auf Saarbrücken, das nur über eine unzureichende Flugabwehr verfügt. Rund 250 Bomber fliegen während fast 90 Minuten etwa 30 Angriffswellen. 185 Menschen kommen ums Leben. Haupt- und Güterbahnhof, die Burbacher Hütte und eine Maschinenfabrik werden zum Teil schwer beschädigt. Viele Bomben gehen auch auf Wohngebieten nieder. Sie hinterlassen mehrere tausend Obdachlose, die zum Teil in Auffangquartieren im 60 km entfernten lothringischen Metz untergebracht werden. Vier Wochen später fliegen die Engländer ihren nächsten Angriff, diesmal allerdings ohne große Folgen für Stadt und Bevölkerung.
Der Hauptbahnhof nach einem Angriff:
Bis zum nächsten Bombenangriff vergeht über ein Jahr.
In der Stadt ertönt zwar fast täglich Fliegeralarm, allerdings handelt es sich dabei hauptsächlich um Verbände, die auf ihrem Weg ins Reichsinnere über Saarbrücken hinwegfliegen. Für die Zivilbevölkerung ist Fliegeralarm mittlerweile Routine. Die meisten gehen angezogen zu Bett, mit gepackten Koffern in Reichweite. In den teilweise tief in die vielen Hügel der Stadt getriebenen Schutzeinrichtungen müssen die Menschen dann bei feucht-modriger Luft und spärlicher Beleuchtung auf Holzbänken ausharren. Viele stumpfen im Laufe der Zeit auch ab und verweigern den Weg in den Luftschutzraum.
Am
04.10.1943 fallen wieder Bomben. Zum ersten Mal greift die amerikanische Luftwaffe die Stadt an, somit fallen auch Bomben am Tag. Die Schäden halten sich wieder in Grenzen: Am stärksten trifft es ein Wohngebiet nordwestlich des Stadtzentrums. Allerdings ist ein Wandel in der Strategie festzustellen: Während die Briten eher auf nächtliche Flächenbombardements setzen, um den deutschen Widerstand auszuhöhlen und die Moral der Deutschen zu brechen, gehen die Amerikaner verstärkt nach der Devise vor, durch gezieltes Präzisionsbombardement bei Tage kriegswichtige Einrichtungen zu zerstören und Deutschland damit kriegsunfähig zu machen. Vorerst nimmt der Luftkrieg über der Saarmetropole allerdings nicht entscheidend zu.
Der schwerste Luftangriff auf Saarbrücken im gesamten Zweiten Weltkrieg durch die britische Royal Air Force ist gerade einmal zehn Tage vorbei, als am
14.10.1943 wieder die Amerikaner Maschinen nach Saarbrücken schicken. Bei dem Angriff von 90 "Fliegende Festungen" kurz nach Mittag sterben knapp 130 Saarbrücker. Die Briten verlegen sich derweil auf eher sporadische Abwürfe von Minenbomben.
Erst am
11.05.1944 fallen wieder Bomben. Der schwere Tagesangriff der amerikanischen "Fliegenden Festungen", der eigentlich auf den Hauptbahnhof und die Bahnanlagen abzielt, trifft Wohngebiete und tötet über 200 Menschen. Ließ bislang der regelmäßige Alarm die Saarbrücker nicht zur Ruhe kommen, sind jetzt erstmals seit acht Monaten wieder Opfer zu beklagen. Zwölf Bombenangriffe in drei Monaten. Es ist der Auftakt zu einer Serie von zwölf Angriffen in nur drei Monaten. Strategisches Ziel sind immer wieder die Bahnanlagen. Saarbrücken gilt als wichtiger Umschlagsplatz für den Nachschub an die Westfront. Die Bombardements fordern über 400 zivile Tote. Auch die Zerstörungen im Stadtbild sind groß. Immer mehr Wohnungen werden zerstört. Das öffentliche Leben beginnt empfindlich zu leiden: Immer wieder fallen Gas-, Wasser- und Stromleitungen aus, Straßenbahn- und Eisenbahnstrecken sind zeitweise nicht mehr passierbar. Oft versperren noch die Trümmer des letzten Angriffs die Straßen, wenn schon die nächsten Bomben fallen. Die ständige Gefahr von Blindgängern, die zu jeder Zeit an jedem Ort in die Luft fliegen können, zermürbt die Menschen zusätzlich.
Nach dem
11.08.1944 können die Saarbrücker kurz durchatmen. Mit dem Herannahen der Westfront im September 1944 kommt jedoch eine neue Bedrohung aus der Luft: Jagdbomber, die so genannten Jabos. Die flinken Jäger ziehen über der Stadt ihre Kreise, klinken im Sturzflug Bomben aus und schießen im Tiefflug auf Bahnen, Gebäude und Menschen. Spätestens jetzt kann sich die Bevölkerung nirgends und zu keiner Zeit mehr sicher fühlen.
Doch Saarbrücken hat den Höhepunkt des Luftkrieges noch nicht erreicht. Der Oberkommandierende der Royal Air Force, Luftmarschall Arthur Harris, plant einen massiven Doppelschlag gegen die Stadt. Die erste Welle gilt den Bahnanlagen, die zweite dem ganzen Stadtgebiet. Am
05.10.1944, ging das alte Saarbrücken unter. Kurz nach 20 Uhr geht es los. Voralarm, vier Minuten später Fliegeralarm. Markierungs- und Leuchtbomben, so genannte Christbäume, sollen das Zielgebiet für den eigentlichen Angriff ausleuchten. Das schlägt jedoch fehl, viele Bomben fallen auf die Außenbezirke. Um 21.10 Uhr gibt es "Vorentwarnung", knapp eine Stunde später "Entwarnung".
Viele Menschen, die die Luftschutzräume schon nach der "Vorentwarnung" verlassen haben, sind um 22.11 Uhr schon weit von den Schutzeinrichtungen entfernt, als erneut "Voralarm" erschallt. Acht Minuten später werfen "Mosquitos" zahllose Stanniolstreifen ab, die die Funkmessgeräte der Flugabwehr stören sollen, und "Christbäume" tauchen die Stadt in ihr milchiges Licht.
Drei Angriffswellen auf das Stadtgebiet. Um 22.30 Uhr erreicht ein Verband von 325 "Lancaster"-Bombern Saarbrücken. In drei Wellen fallen rund 2.500 Sprengbomben sowie über 350.000 Stabbrandbomben. Der etwas mehr als 30-minütige Angriff trifft vor allem die dicht besiedelten Stadtteile Alt-Saarbrücken, Malstatt und einen Teil von Burbach mit der Stahlhütte.
Die Brandbomben lösen einen gewaltigen Feuersturm aus. Viele Saarbrücker, die es nicht mehr in Bunker oder Stollen geschafft haben, versuchen den Angriff in ihren Kellern zu überstehen. 361 Menschen sterben: Sie ersticken, verbrennen in den Häusern oder werden von Sprengbomben zerfetzt.
45.000 Menschen werden obdachlos. Saarbrücken, allen voran der südlich des Flusses gelegene barocke Stadtteil Alt-Saarbrücken, ist nach diesem schwersten Bombenangriff eine Ruinenlandschaft. Britische Aufklärer melden am Tag darauf, dass Alt-Saarbrücken fast komplett vernichtet ist. Über die Hälfte der gesamten Stadt ist zerstört.
Viele "Ausgebombte" müssen auf unabsehbare Zeit in Stollen und Bunkern wohnen. Einige finden bei "Unversehrten" Unterschlupf. Immer mehr Menschen verlassen jedoch Saarbrücken - und bald verordnen die Behörden die Evakuierung der Stadt. Dennoch fallen weiter Bomben auf die Stadt.
Die britische Royal Air Force fliegt am
13.01.1945 zwei und am Folgetag noch einen letzten Bombenangriff auf die Stadt.
Die Bevölkerung mußte zweimal evakuiert werden. Der Stadtteil Alt-Saarbrücken fällt den Angriffen fast vollständig zum Opfer. Insgesamt werden durch den Krieg
11.000 Häuser zerstört. Zwischen 1942 und 1945 starben bei den Luftangriffen
1.234 Menschen.
Saarbrücken an der Front - Evakuierung
Schon seit September verlassen immer mehr Menschen die Stadt. Hatte die Evakuierung jedoch zunächst noch auf freiwilliger Basis und in nicht allzu großem Umfang begonnen, flüchten im November immer mehr Saarbrücker in rechts-rheinische Gebiete - auch um sich vor der immer näher rückenden Front in Sicherheit zu bringen. Evakuierung wird angeordnet. Als Saarbrücken am 28. November 1944 erstmals von alliierter Artillerie aus Richtung Lothringen beschossen wird, wird die Lage immer ernster. Am 6. Dezember 1944 ergeht schließlich der definitive Räumungsbefehl - auch die letzten verbliebenen etwa 6.000 Zivilisten sollen die Stadt verlassen. Zurückbleiben sollen nur einige hundert Menschen, hauptsächlich Männer, die die Energieversorgung, Feuer- und Luftschutz sowie die Versorgung deutscher Soldaten aufrecht erhalten sollen. Unter der Zivilbevölkerung widersetzen sich einige wenige der Evakuierungsanordnung und verstecken sich in den Ruinen vor der Polizei - und vor den alliierten Granaten der nahen Frontlinie.
Das Ende des Krieges
Am Morgen des 21. März 1945, ziehen die Amerikaner in ein fast menschenleeres Saarbrücken ein, nachdem die Reste der Stadtverwaltung zwei Tage zuvor die vollständige und kampflose Räumung der Stadt beschlossen hatten. Für Saarbrücken endet der Krieg, die amerikanischen Truppen besetzen Saarbrücken. Noch im selben Monat übernimmt die französische Militärregierung die Verwaltung des Saarlandes. Im Mai 1945 wird die Stadt, wie das gesamte Saarland, unter französische Militärregierung gestellt.
Wochenmarkt in Saarbrücken Ende der 40er.
Juden / Lager Neue Bremm
Im Zweiten Weltkrieg gibt es das Gestapo-Lager Neue Bremm (etwa 400 Gefangene aus Stadt und Region). Bei der Wagner-Bürckel-Aktion werden am 21. und 22. Oktober 1940 jüdische Saarbrücker in das Internierungslager Gurs abtransportiert (Nach Gauleiter Josef Bürckel).
Juden
Der Neubau der Synagoge in Saarbrücken (Ecke Kaiserstraße/Futterstraße, Grundsteinlegung 1889, Einweihung 22.12.1890), der durch den Zuwachs der jüdischen Gemeinde notwendig war, zeugt von dem allgemeinen Wachstum der jüdischen Gemeinden im Saarland.
Die Synagoge mit ihrer markanten Kuppel stach aus dem Stadtbild hervor, was jedoch durch die Gestaltung der Fenster in der Front und durch die Wahl des Baumaterials kompensiert wurde.
Im Inneren der Synagoge waren vier große siebenarmige Leuchter und bestickte Vorhänge, die durch die bunten Kuppelfenster in besonderer Weise beleuchtet wurden.