Der Mann, der Hitler sprechen lehrte...
Der Mann, der Hitler das Reden beibrachte, war Paul Devrient. Der Opernsänger und Stimmbildner begleitete den NSDAP-Chef ein halbes Jahr auf seinen Wahlkampftouren
1932, trainierte gegen eine Monatsgage von 1000 Mark mit ihm Stimmführung, Intonation und Gestik. Sein Auftrag war eine streng geheime Mission – Hitler sei «ein Genie der Redekunst», so die allgemeine Propaganda. Trotzdem brauchte der Führer offenbar professionelle Hilfe, wovon die Öffentlichkeit, aber auch Hitlers Umgebung, nichts erfahren sollte.
Devrient, kein nationalsozialistischer Kampfgenosse, sondern ein unpolitischer Künstler,
war Hitler auf ärztlichen Rat vermittelt worden. Am 6. April sieht er erstmals Hitler auf dem Flughafen Tempelhof – „Hier ist der Schauspiellehrer“, wird er dem Führer vorgestellt – und fliegt gleich mit zum nächsten Wahlkampfeinsatz. Sieben Monate, bei mehr als 50 Veranstaltungen ist er in Hitlers Nähe, kritisiert dessen Auftritte und probt mit ihm im Hotelzimmer neue Techniken und alte Tricks.
Er müht sich, seiner rasch nachlassenden Stimmkraft durch Gebärden zu begegnen, die er bis zum Exzeß steigert: ein geradezu besessenes sich Hin- und Herbewegen, Händefuchteln, Augenrollen – ein wildes „Schmierentheater“, wie Bühnenleute das nennen.
Dazu eine anormal „nasse Aussprache“, deren Speichelspuren man deutlich gegen das Scheinwerferlicht in den Raum fliegen sieht. Es ist jenen Art Podiumshysterie, die man bei dilettantischen Schauspielern und Sängern antrifft, die nicht selten schließlich den Ausfall des Stimmtons zu beklagen haben. (S. 27-28)
Zitat aus Werner Maser (Hg.): Paul Devrient. Mein Schüler Adolf Hitler. Bornheim 2003
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